Korg Polysix

1. Mängel des Synthesizers, als ich den bekommen habe:

  1. Schmutzig
  2. Teil von Tastaturtasten reagiert nicht
  3. Signalausgang liefert kein Ton
  4. Druckschalter reagieren schlecht, manche funktionieren nicht
  5. Gruppe von LEDs leuchtet auf einmal („PROGRAM 5…8“)
  6. Programme lassen sich nicht im internen Speicher abspeichern
  7. Filter bei jeder Stimme verstellt
  8. Filter bei einer Stimme klingt besonders verstellt
  9. Ausgelaufene Pufferbatterie
  10. Synthesizer ist verstimmt

Zustand am Anfang:


 

 

2. Reinigung des Synthesizers

Zuerst reinige ich immer die Tastatur. Denn es ist wichtig für weitere Reparatur, dass alle Tasten problemlos funktionieren.

Vorgehensweise:

  • Tastatur aus dem Synthesizer ausbauen.
  • Tastatur in Einzelteile zerlegen. Es ist wichtig, dass jede einzige Schraube, jeder einziger Plastikstück gereinigt wird.
  • Tastatur hat eine Trägerkonstruktion aus Stahl. Zu dieser Konstruktion sind weitere Stahlbauteile angeschraubt. Es ist wichtig, diese Stahlbauteile von der Trägerkonstruktion zu trennen. Wird es nicht gemacht, das Wasser, das nach dem Waschen bleibt, verursacht an der Stelle eine Korrosion.
  • Wenn Sie die Tastatur zerlegen, werden Sie feststellen, dass da auf einmal ganz viele Schrauben, Muttern usw. gibt :). Deswegen, gruppieren Sie diese immer, so dass Sie merken, wohin die wieder müssen. Ich wasche diese Kleinteile immer nach den Gruppen nacheinander, so dass ich eindeutig weiß, wohin die gehören.
  • Als beste Waschmittel ist normale Waschpulver geeignet. Vielleicht werden Sie sich wundern, aber es ist die beste und schonende Möglichkeit, das Dreck wegzubekommen.
  • Tipp: Waschpulver löst sich nicht schnell auf, bei den Reinigen brauchen wir das sofort. Deswegen löse ich immer z.B. 100g in einer Flasche mit bisschen Wasser, so dass ich ein „Waschkonzentrat“ bekomme. Dann reicht es nur, bisschen auf gereinigte Bauteile zu gießen oder mit Wasser verdünnen.
  • Nach dem Waschen alle Bauteile mit dem Föhn trocknen. Sehr wichtig: Bauteile aus Eisen sollen sofort getrocknet werden, sonst kann es zur Korrosion kommen!
  • Nachdem alle Teile gereinigt werden, Tastatur zusammenbauen.




 

Nachdem die Tastatur gereinigt wird, übergehe ich zum Rest.

Gehäuse reinigen:

  • Von der Stahlbedienungsplatte alle Leiterplatten abschrauben.
  • Wiederum, wie bei der Tastatur, alle Kleinteile von der Bedienungsplatte abschrauben, getrennt waschen und sofort trocknen.
  • Das Gleiche mit Holzteil machen: alle Bauteile abschrauben, getrennt waschen und sofort trocknen.
  • Das eigene Holzteil auch waschen. Am besten mit Schwamm mit vorher gelöstem Waschpulver (s. Tastaturreinigung). Waschen sehr schnell! Sonst saugt das Holzspanwerkstoff das Wasser an und quellt auf! Also, schnell waschen und dann das Holzteil mehrmals mit dem nassen Lappen putzen, so dass ganze Waschmittel mit Dreck entfernt wird. Danach für ein paar Stunden trocknen lassen.

Leiterplatten reinigen:

  • Leiterplatte aus dem Gehäuse holen.
  • Distanzhalter, die an der LP befestigt sing, abnehmen und waschen. Noch nicht wieder an die LP montieren.
  • LP kann man nur dann  waschen, wenn:
    • sich da keine Potentiometer befinden.
    • sich da keine Trimmpotis befinden.
    • sich da keine Schalter befinden.
    • Es gilt allgemein für alle elektromechanische Bauteile, wo das Wasser reinfließen kann und Korrosion verursachen kann.
  • Dieser Fall gilt für Tastatur-Leiterplatten, wo meistens nur Dioden, Widerstände, Kondensatoren, Drahtbrücken und ein paar ICs vorhanden sind.
  • Reinigung einer Leiterplatte:
    • Mit dem Wasser besprühen.
    • Bisschen vorbereiteten Waschmittel-Lösung auf die LP gießen.
    • Mit Schwamm und Bürste LP sorgfältig reinigen.
    • Mit reinem Wasser abwaschen.
    • Wasser abklopfen.
    • LP sofort mit Föhn trocknen.
  • Wieso darf man eine Leiterplatte mit Wasser waschen?
    • Bauteile sind hermetisch geschlossen – kein Wasser kein eindringen, wenn das Bauteil (Festwiderstand, Keramikkondensator, Elektrolytkondensator, integrierte Schaltung, Diode, Transistor) nur kurze Zeit (meistens max. 10 Minuten) mit Wasser in die Berührung kommt.
    • Ich betone nochmal, das gilt nicht für Bauteile, die im Innen ein Freiraum mit feinen mechanischen Komponenten haben, also Druckschalter, Schalter, Potentiometer, Trimmkondensatoren, Trimmwiderstände, Buchsen (Klinkenbuchsen, DIN-Buchsen etc.).
  • Falls man eine Leiterplatte nicht waschen kann:
    1. Alle elektromechanischen Komponenten auslöten. (Diese getrennt reinigen.) Wir bekommen eine LP mit nur „hermetischen“ Bauelementen. Diese LP kann man waschen.
    2. Auf der LP befinden sich zu viele Potis und Schalter. Es ist nicht sinnvoll, alle auszulöten.
      • Es ist erwünscht, eine Leiterplatte (meistens von LP in einem Synthie waren für lange (20-30 Jahre) Zeit nicht gereinigt) zu waschen.
      • Es ist aber kein Muss (außer für Tastatur-LP, wo die Kontakte rein sein müssen), denn für fast alle Leiterplatten reicht es aus, den Staub und Dreck zu entfernen. Das reicht für ein zuverlässiges Funktionieren völlig aus.
  • Mit einem Besen lässt sich das ganze Dreck sehr gut entfernen. Dabei ist zu achten, dass Sie keine Bauelemente im Laufe der Reinigung beschädigen.
  • Staubsauger ist nicht empfohlen. Er ist zu schwach.
  • Nachdem eine LP mit einem Besen gereinigt wird, kann man diese mit einem nassen Lappen putzen. Nach dieser Prozedur ist die Leiterplatte wieder sauber und ist Ihnen dankbar.

Bender reinigen:

  • Alles Gleiche, wie bei der Tastatur: in Einzelteile zerlegen, reinigen, trocknen, zusammenbauen.

Nach der Reinigung lieferte der Synthie auf einmal ein Ton aus dem Singnalausgang! So ein Wunder! Ich weiß nicht, was damit los war, aber wie ich in meiner allgemeinen Anleitung beschrieben habe, Reinigung kann manche Probleme lösen.

→ 1. Punkt ist erledigt!
→ 2. Punkt ist erledigt!
→ 3. Punkt ist erledigt!




 

3. Optische Überprüfung

Im Synthesizer habe ich etliche korrodierte Elytkondensatoren gefunden. Die Beinchen am eigentlichen Kondensatorgehäuse sind korrodiert. Man sieht dieElkos in diesem Zustand ziemlich oft in den Polysix und Mono/Poly Synthesizern. Ich habe überprüft, diese Kondensatoren haben immer richtige Kapazität und funktionieren trotzdem gut. Es ist doch erwünscht, diese zu tauschen, die Korrosion kann irgendwann so fortgeschritten sein, dass Elko kaputt geht.

Ich habe auch ein paar beschädigte Bauelemente (Bild 17) gefunden. Ich habe diese durch äquivalente Bauteile ersetzt. Genau dieses Fehler hat verursacht, dass eine Stimme durch beschädigte Filterschaltung anders klang.

→ 8. Punkt ist erledigt!

Ich hoffte, dass nach der Reinigung wird sich der 5. Punkt erledigen. Doch es war nicht der Fall. OK, also mal gucken, was da los ist! Zuerst dachte ich, dass IC5 oder andere 74LS75 kaputt ist. Man konnte sehen, da hat jemand ziemlich grob rumgelötet. Ich dachte, dass da ein Kurzschluss sein kann und dass einige ICs kaputt sein können. Also ich kaufte neue ICs und ersetzte alle 4 ICs (IC2…IC5) durch neue 74HCT75 (in diesem Fall stört es nicht, LS-Serie durch HCT-Serie zu ersetzen). Das Problem verschwand nicht. Nach gewisser Zeit stellte ich fest, KLM-371 Platine hatte den Defekt. (Zu der Zeit hatte ich noch einen Polysix und durch Wechseln von LP fand ich raus, dass unbedingt KLM-371 kaputt sein muss.) KLM-371 ist einfach aufgebaut und nach langer Suche konnte ich immer nicht verstehen, was los ist. Danach habe ich Signal auf den Enable-Pins (Pin 4 und 13) angeschaut. Oszi hat nur Null Volt angezeigt. Ich verfolgte den Signal vor dem IC5 und Steuerimpulse von IC3 waren vorhanden. Es war klar, dass dazwischen eine Leiterbahn unterbrochen sein musste. Nach sehr aufmerksamen Betrachtung fand ich da tatsächlich eine Unterbrechung, die durch ungeschicktes Löten (Überhitzung der Leiterbahn) entstanden ist. (Bild 21) (Bild 22) Nach der Einführung der Drahtbrücke funktioniert wieder alles gut!

 → 5. Punkt ist erledigt!

Pufferbatterie für SRAM-Speicher. Ein übliches Problem bei Polysix Synthesizern. Meistens wurde die nie oder nur einmal gewechselt. Solche Batterie kann aber nicht mehr als 10 Jahre aushalten, ohne dann störanfällig zu sein. Deswegen, ich ersetze diese Batterie immer, wenn ich einen Polysix bekomme.

Vorgehensweise:

  • Alte Batterie auslöten. Überhitzen Sie die Leiterplatte nicht!
  • Alles rings um mit Aceton oder Spiritus reinigen.
  • Mit Ohmmeter prüfen, ob in der Umgebung der Batterie unterbrochene Leiterbahnen vorhanden sind. Wenn ja, mit einem Drahtstück überbrücken.
  • Neue Batterie reinlöten.

 → 9. Punkt ist erledigt!


 

Die ausgelaufene Chemikalie aus der Batterie haben bei diesem Synthesizer eine Leiterbahn unterbrochen. Deswegen hat die Speicherung von Nutzer-Programmen nicht funktioniert. Die Datenleitung DB3 von Pin 15 des µC zum Pin 11 des Speichers wurde beschädigt. Im Bild 25 ist die kaputte Stelle mit den Pfeilen gekennzeichnet. Ich habe es wiederum mit Oszi festgestellt, indem ich abtastete, ob das Signal an allen Pins, wo er sein muss, vorhanden ist. Die neu gesetzte Brücke hat das Problem gelöst.

 → 6. Punkt ist erledigt!

 

Schon am Anfang war ersichtlich, dass manche Druckschalter schlecht funktionieren. Ich habe neue bestellt und alle alte durch neue ersetzt. Jetzt reagieren alle Schalter sehr gut!

 → 4. Punkt ist erledigt!

 

 

4. Elektrische Kontakte prüfen

Ich habe keine Korrosion bei Steckverbindern festgestellt. Da ich alle Leiterplatten zum Reinigen ausbauen musste, habe ich schon mit diesem Schritt alle Steckverbinder getrennt und wieder zusammenverbunden.

Filterchips, ADSR-ICs und µC habe ich aus der Fassung geholt und wieder eingesteckt. Dabei habe ich keine Korrosion bei Fassungen festgestellt. Somit ist alles in Ordnung.

 

 

5. Rein elektrische/elektronische Störungen

Keine wurden gefunden. Also Sie sehen, obwohl Synthesizer am Anfang ganz kaputt war, kein Halbleiterelement war außer Betrieb! Aller Störungen wurden durch mechanische Anteile verursacht!

 

 

6. Alle Funktionen überprüfen.

Alles funktioniert. Synthesizer ist nur verstimmt und Filter sollen justiert werden.

 

 

7. Synthesizer stimmen und justieren.

Ganze Trimmprozedur ist im Service-Manual beschrieben. Trimmprozedur ausgeführt.

→ 7. Punkt ist erledigt!
→ 10. Punkt ist erledigt!

 

Synthesizer vollständig repariert!

 



 

Geschrieben am: 05.04.2012