Elektronika EM-04

Jetzt will ich gerne eine Besonderheit vorstellen – ein String-Keyboard aus der UdSSR. Es handelt sich um keinen richtigen Synthesizer, es beinhaltet keine VCOs und VCFs, wie es man daran gewöhnt ist. Tonsynthese erfolgt durch einen Master-Oszillator, deren Frequenz geteilt wird.  Signal vom Master-Oszillator kommt an ICs К145ГП1 (K145GP1). Das sind spezielle integrierte Schaltungen, die die Tonfrequenzen entsprechend gleichstufiger Stimmung generieren. Nimmt man 12 solche ICs und beschaltet jede in spezifischer Weise, so kann man alle Töne der gleichtemperierter Stimmung erzeugen (also C, C#, D, D#, E, usw.). Solches Prinzip ist auch in EM-04 genutzt. Es ist eindeutig, dass die Ausgangs-Grundoktave die höchste sein muss, denn untere Oktaven werden durch das Teilen von den höheren Oktaven erzeugt.

Die Rechteckimpulse aus dem Synthese-Block A7 (s. Elektronika EM 04 Schaltplan Teil 1) gelangen an einfache RCL-Filter, die die Klangfarbe verändern. Das passiert in den Blöcken A4 und A5. Danach kommt das Signal zu dem Chrorus-Block (A2). Dort wird ein String-Ensemble Chorus-Effekt erzeugt.

Optional kann man einen Filter einschalten, der aber nur begrenzte Eingenschaften hat und klingt nicht so gut, besonders wenn die Resonanz („Akzent“) erhöht wird. Dazu kann man den Filter nur mit Brass-Sektion betreiben.

 

1. Mängel des Keyboards, als ich den bekommen habe:

  1. Holzteile abgenutzt
  2. Lack am Gehäuse und Deckel war abgegangen
  3. Schmutzig
  4. Viele Tasten haben nicht gespielt
  5. Bei manchen Tasten funktionierte de AR-Generator nicht

Zustand am Anfang (leider habe ich keine Fotos vom Innen):

 

 

2. Reinigung des Keyboards

Tastatur wurde wie üblich zerlegt und gereinigt. Ich will jetzt keine genaue Beschreibung geben, denn die Reinigung der Tastatur ähnlich wie beim Korg Polysix ist.

Das Gehäuse wurde auch komplett zerlegt und gereinigt. Die Vorgehensweise ist ebenfalls in anderen Artikeln beschrieben.

 → 3. Punkt ist erledigt!

 

 

3. Optische Überprüfung

Restaurierung des Gehäuses

Ich bestellte neue Holzstücke beim Tischler und ersetzte alte durch die neuen. Als Material habe ich Eiche gewählt, da dieses Holz hart ist (hält viel aus) und sieht schön aus.

Der alte Lack auf dem Metallgehäuse fiel schon teilweise ab, ich entfernte die Reste vom schlechten Lack mit dem Schleifpapier und Messer. Die ganze Deckel-Oberfläche wurde an benötigten stellen verkittet. Der ausgehärtete Kitt wurde mit dem feinen Schleifpapier bearbeitet. Danach erfolgte die Besprühung mit der schwarzen Farbe aus der Spray-Dose (nicht die beste Lösung, heutzutage gebe ich das an eine Firma, wo die Lackierung professionell durchgeführt wird).

→ 1. Punkt ist erledigt!

→ 2. Punkt ist erledigt!

 

Überprüfung der Elektronik

Keine sichtbare Beschädigungen wurden gefunden.

 

 

4. Elektrische Kontakte prüfen

Durchgeführt, keine Störungen gefunden.

 

 

5. Rein elektrische/elektronische Störungen

EM-04 besteht aus 12 Teiler-Platinen (TP). Jede TP teilt die Frequenz der höheren Töne durch zwei (so entsteht der Ton um eine Oktave tiefer). Die Teilung erfolgt 4 mal. Dafür sorgen die D1 Schaltkreise (К561ИЕ10 (CMOS 4520) = 2x 4-Bit Binärzähler). D2 dienen als Puffer-Gatter (К561ЛН1 (CMOS 4502) = Invertor-Buffer). D4, D5 (К561КТ3 (CMOS 4066)) und D6 (К561ЛА7 (CMOS 4011)) bilden 4 unabhängige AR-Hüllkurvengeneratoren. Es ist ganz seltsam, für jede Taste gibt es ein eigentliches AR-Generator. C19…C23 sind Zeitkonstante-Kondensatoren, die beeinflussen A- und R-Zeit.

Alle elektronische Störungen wurden durch Bauteile auf TP verursacht. Entweder waren die Zähler kaputt, oder die Analogschalter К561КТ3 oder/und andere CMOS-Schaltkreise. Bei der Fehlersuche die Signalverfolgung durchführen und schauen, ob das Signal an richtigen Stellen vorhanden ist. Falls Sie nicht wissen, wie das Signal an einer Stelle aussehen soll, betrachten Sie das Signal an gleicher Stelle bei einer voll-funktionsfähiger TP. Das erleichtert die Reparatur.

Bei manchen AR-Generatoren differierten die A- und R-Zeiten zu viel. Ursachen waren die Kondensatoren C19…C23, die ihre Kapazität mit der Zeit erheblich gewechselt haben.Manche AR-Generatoren waren außer Betrieb, das lag an kaputten Gattern К561КТ3 und К561ЛА7.

Falls Sie so ein Gerät bekommen, ist es sehr empfehlenswert, alle CMOS-Schaltkreise sowie Kondensatoren C19…C23 zu wechseln. So werden 95{eb681a58ecc476759952a50a8a7c167279151df38e58f2598760f2d2e5f4f286} aller Probleme sofort gelöst und Sie müssen nicht aussuchen, welches CMOS-Schaltkreis da kaputt ist. Sie sparen auch Arbeit für Zukunft, denn es ist ziemlich wahrscheinlich, dass die alten Schaltkreise in relativ kurzer Zeit kaputt gehen werden. Aber vergessen Sie nicht, dass Sie 72 neue ICs kaufen müssen und alle alten ICs mit diesen ersetzen müssen :).

Nachdem ich alle defekte Bauteile ersetzt habe, spielte der Keyboard wieder wie neu.

→ 4. Punkt ist erledigt!

→ 5. Punkt ist erledigt!

 

 

6. Alle Funktionen überprüfen.

Alles funktioniert.

 

 

7. Synthesizer stimmen und justieren.

Dieses Keyboard hat nur einen Master-Oszillator, alle Töne sind von diesen abgeleitet. Es ist nur erforderlich, den Master-Generator so einstellen, dass z.B. der Ton „A“ der Frequenz 440Hz entspricht. In meinem Fall war Keyboard schon an Anfang richtig gestimmt.

Andere Funktionen konnte man nicht richtig justieren, da es zum EM-04 kein Service-Manual gibt. In den Schaltplänen ist es fast bei keinem Trimmpoti beschrieben, wie er justiert sein soll. Deswegen diese lieber nicht berühren :).

 

 

Zusatz: Schaltpläne

Elektronika EM 04 Schaltplan Teil 1
Elektronika EM 04 Schaltplan Teil 2
Elektronika EM 04 Schaltplan Teil 3
Elektronika EM 04 Schaltplan Teil 4
Elektronika EM 04 Schaltplan Teil 5
Elektronika EM 04 Schaltplan Teil 6
Elektronika EM 04 Schaltplan Teil 7
Elektronika EM 04 Schaltplan Teil 8
Elektronika EM 04 Schaltplan Teil 9
Elektronika EM 04 Schaltplan Teil 10
Elektronika EM 04 Schaltplan Teil 11
Elektronika EM 04 Schaltplan Teil 12

 

 

Keyboard vollständig repariert!

 




 

Geschrieben am: 11.05.2012